
Meinem Schwesterchen hatte ich zum Geburtstag das Versprechen geschenkt, dass ich sie beim Chemitz-Spiel mit ins Gepäck nehme. Bei einer kleinen Sightseeing-Tour übern Kiez machte ich sie gleich mit den wichtigsten Orten für Fußballspielbesuche bekannt. Fanladen, Jolly Roger, Stadion.
Letzters sollte dann frühzeitig geentert werden, denn Channi musste

Inzwischen zusätzlich noch mit Fischbrötchen versorgt gucken wir uns das obligatorische Aufwärmtraining der Jungs an. Dabei hoffe ich mal, dass Wojci heute erstens noch eingewechselt wird und zweitens endlich mal wieder ein Tor schießt.
Wie gewohnt ertönt nach der Bekanntgabe der Aufstellung unserer Helden die Stadionhymne und die Singing-Area zeigt den Chemnitzern schon mal im Vorraus, wie vernünftiger Support aussieht.Nämlich bunt und intelligent.
Auf der Gegenseite tauchen jetzt das erste Mal

Die ersten "Nazis raus" Rufe von der Haupttribühne gehen leider fast komplett in der Chemnitzer Hymne unter, wogegen viele im Stadion noch gar nicht ganz verstanden haben, was bei den Gästen los ist.

Die Höllenglocken beginnen zu läuten und die Mannschaften laufen ein, der Anpfiff ist also nur noch wenige Sekunden entfernt. Und dann geht es auch endlich los.
Dafür, dass gegen den Tabellenletzten gespielt wird, sind die Schwierigkeiten, mit denen wir zu kämpfen haben, von Anfang an viel zu groß. So wird das ganz sicher nichts. Zwar nicht verdíent aber auch nicht überraschend steht es in der 15. Minute 0:1. Shit! Der Rückstand scheint in der Mannschaft aber immer noch niemanden wachgerüttelt zu haben, denn bis zur Halbzeit

Zumindest nicht AUF dem Spielfeld, denn kurz vor dem Halbzeitpfiff ignorieren einige verblödete chemnitzer Fans den Spruch:
"Rauchen schadet der Gesundheit!" und üben sich als Selbsterstickungskommando. . Es sieht zwischenzeitlich so aus, als ob der gesamte Gästeblock abbrennen würde. Dann ein ohrenbetäubender Knall. Was die da angezündet haben, will ich nicht wissen. Dazu wieder die, nun vermutlich von allen verstandenen, Fahnen. Von allen Seiten tönen


Der Halbzeitpfiff. Sowohl harsche Kritik an der bisherige Leistung der Mannschaft als auch Aussagen in die Richtung "Gegen die rechten Spacken muss man doch was machen" beherrschen die Pause.
In der zweiten Halbzeit ist eine deutliche Steigerung im Spielniveau zu merken. Und mit einem sehr genialen Weitschuss locht Shubi in der 54. zum 1:1 ein. Nun geht es wie durch Butter. Meggle haut das Leder einige Minuten später zur Führung rein. Etwas später erhöht er noch mal zum 3:1. Alles klar, das werden doch mal endlich wieder 3 Punkte.
Kurz vor Schluss dann noch mal ein bisschen Zittern nach dem Anschlusstreffer von Görke in der 71. Minute. Ein Unendschieden wäre fatal, zumal Lübeck momentan gegen Oberhausen unaufhaltsam am gewinnen ist.

Endlich kommt der erlösende Schlusspfiff!! Man liegt sich in den Armen und träumt doch noch mal ein bisschen von dem schönen Wort, das mit A anfängt.
Endlich mal wieder ein Heimsieg. Dieser Gedanke verleitet mich zu einem Höhenflug, der mich die Spacken gegenüber kurzweilig vergessen lässt.
Zum Glück schweben nicht alle anderen auch auf dieser rosa-roten Wolke. Denn nach dem Verlassen des Stadions werden wir relativ schnell in die Realität zurück geholt: An der Budapester Straße hat sich eine bunte Masse aus allen Blöcken und Volksgruppen versammelt, um den Chemnitzern klar zu machen, wie man nach solchen ekligen Faschoaktionen in Hamburg reagiert. Nämlich nicht unbedingt mit Schulterklopfen.

In der Verantwortung für eine minderjährige Channi, gucke ich mir die weiteren Geschehnisse schweren Herzens aus sicherer Entfernung an. Böse Beschimpfungen und Flüche sind aber das Mindeste, was ich als Beitrag leisten kann.
#Sprenkleranlagen in den Gästeblock stellend#
P.S.: Danke an Ingo für die Überschrift
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