Samstag, 18. März 2006

Und ein weiteres Ende in Jensen's Biographie

Der Vorteil, um 4 Uhr aufzustehen besteht darin, dass du noch viel zu müde bist, um den Widerstand deines Körpers zu registrieren, der eigentlich noch im warmen Bett bleiben will.
Der Nachteil, um 4 Uhr aufzustehen macht sich bemerkbar, wenn du am selben Abend noch das Abschiedskonzert von Oma Hans miterleben willst und jemand bist, wie ich, der sich vornimmt, nach Feierabend schon mal ein paar Stunden vorzuschlafen, das dann aber doch nicht macht.

Ohne Schlafreserve und ohne Mitfahrer steige ich eine gute Stunde vor Konzertbeginn in Schwartau in den Bummelzug, der wie ich hoffe, schnellstmöglich in Hamburg ankommen wird. Ein Irrtum, wie sich dann rausstellt. Dazu später mehr. Zunächst sitze ich aber noch entspannt in meinem Abteil und ahne nichts Böses. Leider ist heute Freitag und meine gute Laune nimmt in Lübeck ein jehes Ende, denn ein Haufen Discospacken fährt auch Richtung Hamburg, um abzudancen, Bunnys flachzulegen und sich den Kopp wegzuballern. Können sie von mir aus tun, sollen sie nur nicht dem halben Zug lauthals mitteilen, schon gar nicht die ganze Fahrt über! Ich verdrücke mich nach ner Viertelstunde in den vorderen Teil des Zuges und genieße die neuerlangte Ruhe. Bis in Rahlstedt unerwartet die Bremsen der Lok quietschen. Zufällig bekomme ich das Gespräch zwischen einer Mitreisenden und dem Schaffner mit, in dem die Rede von möglichen 2 Stunden Wartezeit wegen einer Störung ist. Das ist mir eindeutig zu viel, weshalb ich spontan entscheide, von Rahlstedt aus mit dem Bus weiterzufahren. Tja, liebe Partyjünger, IHR müsst wohl noch etwas länger auf eure Ankunft im Ecstasy-Leichen-Auffanglager warten, denn so weit geht euer beschränktes Denken nicht, einfach auf andere Verkehrmittel umzusteigen. An der Bushaltestelle hab ich zumindest keinen von euch wieder getroffen.
Nach endlosem Herumgefahre mit Bus, U- und S-Bahn komme ich eine gute Zeit später in Altona an, als geplant und irre die Fabrik wiederzufinden versuchend durch den Stadtteil. Ich und den richtigen Weg finden, das ist sowieso ein Kapitel für sich. Kurz davor entnervt aufzugeben und wieder nach Hause zu fahren, sichte ich dann doch das vertraute Gebäude in der Barner Straße.

Die ersten beiden Bands sind schon durch. Bleiben also noch Billy NoMates und Oma Hans zu bestaunen. Voll ist's, meine Befürchtung gar nicht mehr reinzukommen bestätigte sich aber zum Glück nicht. Der erste Weg führt direkt zum Biertresen und von da aus schnurstracks zur Bühne, wo inszwischen ein männliches Nummerngirl in Paillettenkleid aufgetaucht ist und ein Schild mit der Aufschrift "Billy NoMates" hochhält. Kluger Einfall, denn mehr als einmal ist es schon passiert, dass keiner eine Ahnung hatte, wie die Vorband heißt.
Da Billy NoMates die Band des Snuff-Sängers ist, erwarte ich nicht sehr viel und schon gar nicht, dass mir die Musik gefällt. Den Song "Seagails" hatte ich ja schon mal in der Zoff-Sendung gehört. Erstaunlicher und erfreulicher Weise fahren Duncan und seine Jungs auf der Bühne um einige Gänge härter als auf Platte. Macht richtig Spaß da zuzuhören. Die wenigen seichteren einschläfernden Stücke mögen ihnen vergeben werden.

Die Fabrik ist inzwischen kurz vor dem Überlaufen. Als die ersten Akkorde von Andreas und Peta und die ersten Takte von Armin durch die Boxen dröhnen, explodiert die Menge regelrecht. Keine Chance mehr fest auf einer Stelle stehn zu bleiben, selbst wenn man es versucht. Das ist es nun, das allerletzte Oma Hans Konzert. Die Ära einer weiteren Band von Jensen nimmt ihr Ende.
"Guten Abend , Schleswig-Holstein" lässt einen Großteil des hamburger Publikums meckern, mich als Betroffene aber wohlwollend grinsen. Inzwischen wird einem ein Song nach dem anderen um die Ohren gehauen "Ideale Fadenkreuze", "Kalter Mammut" und "Ukraine" lassen die Innentemperatur auf gemütliche 120 Grad ansteigen. Luft bekomme ich schon lange keine mehr, nur Tritte gegen die Schienbeine. Wunderbar!!!
Kurz nach 1 Uhr wird das letzte Lied der Bandgeschichte gespielt und Oma Hans verlassen die Bühne. Auch endloslange Zugaben-Rufe können Jensen wie zu erwarten nicht zurück auf die Bühne bringen. Wenn er sagt es ist Schluss, dann ist auch Schluss, Ende!

Die Nacht am hamburger Bahnhof ist ungemütlich, kühl und erschöpfender als das Konzert selber. Dann fährt endlich der erste Zug gen Heimat. Vermutlich die selbe Teenie-Sauf-Ausflugs-Gruppe wie auf der Hinfahrt nervt und hat die ganze Zeit das dämliche Fenster offen! Auf Beschwerden wird nur mit blöden Sprüchen reagiert. Ihr Säcke, ich bin seit 25 Stunden wach, hab grad ewig lange in der Kälte gewartet und will jetzt SCHLAFEN!!!! Resigniert wechsel ich letztendlich doch wieder das Abteil und falle zu Hause totmüde ins Bett.

#den Schlaf aus den Augen reibend#

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